Depressionen und Essstörung: Mein höchstes Ziel: Mir ein Leben im Einklang mit meiner psychischen und physischen Gesundheit zu gestalten.

Betroffene: Birte Drescher
Jahrgang: 1986
Diagnosen: rezidivierende Depression seit 20 Jahren, früher auch Essstörungen und selbstverletzendes Verhalten (erfolgreich hinter mir gelassen)
Therapien: mehrere Klinikaufenthalte, ambulante Therapien, mein eiserner Wille alles aufzusaugen, was mir helfen könnte
Ressourcen: Zeit in der Natur und mit Tieren verbringen, schreiben, Meditation, Sport

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Zum ersten Mal kamen die Depressionen und die Essstörungen auf als ich 15 Jahre alt war. Doch erst nach einem Suizidversuch mit 19 Jahren bekam ich die Diagnose.

 

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Noch bis heute erlebe ich Stigmatisierungen, das darf nicht sein! Ich bin schon früh sehr offen mit meiner Erkrankung umgegangen, weil ich gespürt habe, dass es mir hilft selbst damit besser umgehen zu gehen. Doch immer wieder habe ich erfahren, wie schwierig das Thema in der Gesellschaft ist. Ein offener Umgang mit psychischen Erkrankungen kann den Heilungsprozess fördern.

 

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Mein Umfeld hatte in vielen Teilen Probleme damit. Ich erfuhr Abwehr, Scham und Unverständnis, was sich in Sätzen äußerte wie „Darüber spricht man nicht“, „Du musst nur mal positiv denken“ oder sogar „Man weiß ja nicht, ob die im nächsten Moment mit der Waffe auf einen losgeht“.

Ich würde mir wünschen, dass psychische Erkrankungen so ernst genommen werden, wie ein Beinbruch. Respekt, Offenheit, Neugierde und Rücksicht. Das heißt nicht, diejenigen mit Samthandschuhen anzufassen, denn das kann die Erkrankung sogar verschlimmern.

 

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Zu verstehen, dass die Depression ein Teil von mir ist, die am Ende nur Gutes für mich will. Sie meldet sich immer dann, wenn ich nicht genügend auf mich aufgepasst habe. Wie die hängenden Blätter einer Zimmerpflanze, die dringend mal wieder Wasser braucht.

 

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Mein eigenes Wissen und meine eigenen Tools, in der Natur oder mit Tieren zur Ruhe kommen, meditieren, ein stärkendes Umfeld um Unterstützung bitten und vor allem in mich horchen: Was brauche ich gerade? Was fehlt mir? Wie will ich mich fühlen? Was kann mir dabei helfen?

 

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Ich weiß, wie sch***** Depressionen sind, aber gib nicht auf! Du weißt, dass die Sonne in deinem Leben gibt und dafür lohnt es sich weiterzumachen. Gib nicht auf! Lass dich nicht von deinen Depressionen aufhalten. Geh dienen Weg. Pack die Depression als Ressource und geh weiter. Mache Pausen, wenn du sie brauchst, pass deine Geschwindigkeit an, hole dir Hilfe, wenn du die Last gerade nicht allein tragen kannst. Aber geh und gib niemals auf!

 

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Achte auf dich, nur wenn du stark bist, kannst du auch deinem erkrankten Angehörigen helfen. Frage, wie du unterstützen kannst, hole dir selbst Unterstützung, wenn du sie brauchst. Nimm dir Raum für dich und kommuniziere das liebevoll. Strecke deine helfende Hand aus, nur geh nicht über deine Kräfte hinaus.

 

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich gebe niemals auf, habe mir meine innere Ruhe hart erarbeitet und schütze diese, auch wenn ich dabei unkonventionelle Wege gehen muss. Meine tiefe Verbundenheit zur Natur und zu Tieren ist eine große Kraftquelle für mich. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann bleibt mir noch mein Humor und der geht mir niemals aus. Ich bin sehr glücklich, in meiner Arbeit als Naturcoachin Menschen dabei unterstützen zu können ihren eigenen Weg zu gehen, individuell angepasst auf ihr Gepäck, das sie mitbringen.

 

 

Birte ist bei Facebook, Instagram und hat bald eine eigene Homepage.