Selbstwertgefuehl Mutmachleute

Mangelndes Selbstwertgefühl bei Kindern und Jugendlichen: Auf Augenhöhe begegnen.

Name: Isabelle Tschernig-Lorenzi
Beruf: Systemische Beraterin, Supervisorin und Mediatorin, Yogalehrerin
Jahrgang: 1968
Klienten: Jugendliche sowie ihre Eltern, Betreuer oder Lehrer
Therapieangebote/Hilfsangebote: Coaching für Jugendliche

 

Jugendliche stehen oft mit ihren Problemen allein da, sie haben wenig Menschen, mit denen sie über das reden können, was sie alltäglich beschäftigt. Sie stecken physisch, emotional und psychisch in einer extrem bewegenden und aufwühlenden Phase.

Durch Gespräche entdeckt der junge Klient, dass hinter seinen gelebten Problemen wahre Fähigkeiten stecken. Mit mehr Verständnis und Mitgefühl für sich, verändert sich die Perspektive und dadurch die eigene Haltung. Jugendliche werden handlungs- und konfliktfähiger, anstatt hilflos und „fremdgesteuert“ zu sein. So bekommen sie das „Zepter“ wieder in die Hand.

 

Wie definiert ein Experte die Probleme? Welche typischen Symptome beobachten Sie in ihrer Praxis?

Mangelnder Selbstwert bei Jugendlichen geht mit der Altersphase einher, dennoch kann dieser entscheidende Auswirkungen haben: Isolierung, Süchte (Spiel, Rauschgift oder Medikamente), Selbstverfälschung durch „Masken“ und mangelndes Selbstvertrauen/Vertrauen.

Betroffene ziehen sich mit ihrem echten ICH zurück, weil sie bloßgestellt, enttäuscht oder verletzt wurden. Egal ob von Eltern, Mitschülern oder Lehrern: sie ziehen ihre Schlüsse daraus, interpretieren, dass sie selbst „falsch“ sind, so wie sie sind und legen Masken auf, die sie nicht selten bis ins späte Erwachsenenalter behalten. Sie spielen sich und den anderen etwas vor. Für ihre Überlebensstrategien fokussieren sie sich darauf, cool zu sein, unverletzlich, schüchtern oder durchgeknallt.

 

Welche Vorurteile bzw. welche falschen Vorstellungen gibt es in der Gesellschaft zu diesen Problemen von Kindern und Jugendlichen?

„Ach, Jugendliche dramatisieren so viel!“ Das ist eine der großen Fehleinschätzungen und traurigen Verallgemeinerungen, die Eltern und Lehrer machen. Da Kinder lernen, die Verhaltensweisen der Eltern und der anderen Erwachsenen zu spiegeln, machen die heranwachsenden Jugendlichen dieselben Fehler wie ihre Vorbilder: Negatives und Abwertendes über sich selbst zu denken oder über ihresgleichen zu denken. Tatsächlich erleben sie Emotionen durch ihre hormonelle Situation deutlich intensiver und mit deutlich häufigerem Wechsel, als ihnen lieb ist. Die Natur ihrer Altersphase gibt es so vor.

Und gerade deshalb betrachte ich es als notwendig, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und sie ernst zu nehmen – mit welchen Problemen sie auch immer kämpfen.

 

Welche besonderen Fähigkeiten haben die betroffenen Jugendlichen?

Sie suchen „sich“. Sie ziehen aus den Reaktionen der anderen Schlüsse und entwickeln Überlebensstrategien. Wie auch immer diese aussehen, sie sind alle als Schutzmaßnahmen zu verstehen und zu akzeptieren. Sie versuchen mit Coolness zu verbergen, dass sie sich unzulänglich fühlen. Sie spielen schüchtern, weil sie so weniger hart angegriffen werden. Sie spielen den Dummen, sodass weniger von ihnen erwartet wird. Es gibt 1000 Möglichkeiten, welche Strategien für wen in welchem Kontext entwickelt wurden. Dahinter stecken immer Fähigkeiten. Diese sind ganz individuell zu betrachten – von Mensch zu Mensch unterschiedlich – und man kann diese nicht pauschalieren.

 

Isabelle Tschernig-Lorenzi hat eine Praxis in Starnberg. Mit einem wunderbaren Ansatz, den wir hier gerne zitieren:

Ihr Jugendlichen seid für mich Synonym für Energie, Leichtigkeit und Kreativität. Ich liebe das, deshalb bin ich Jugendcoach. Leider gibt es auch (zu)viele, die diese Qualität nicht leben können. Manchmal sind es „nur“ schulische Themen, die Euch beschäftigen, manchmal gibt es größere Probleme.

In meiner Praxis geht es NUR UM EUCH.