Sabine,PTBS,Mutmacher

Depression & PTBS: Alle sagten immer, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

Betroffene: Sabine
Jahrgang: 1965
Diagnose: Depression und Posttraumatische Belastungsstörung
Therapie: stationärer Klinikaufenthalt mit anschließender Tagesklinik, Gesprächstherapie
Ressourcen: Spaziergänge mit dem Hund, Natur, Töpfern, Malen, meine ehemaligen Mitpatienten

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Im Herbst 2017 kam es nach Mobbing durch eine Kollegin zum Zusammenbruch. Nach und nach traten immer mehr verdrängte Verletzungen zutage. Ich lag nur noch im Bett und habe geweint oder Schokolade gegessen. Jeder Kontakt zu Menschen war unmöglich. Während des Klinikaufenthaltes habe ich mit der Aufarbeitung meiner Geschichte begonnen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Erst in der Klinik habe ich wirklich begriffen, dass ich nicht alleine bin mit meinen Problemen. Erst in dem geschützten Umfeld konnte ich Hilfe annehmen und habe mich irgendwann nicht mehr so furchtbar geschämt.

Es ist wichtig, dass alle Betroffenen realisieren, dass sie nicht alleine sind und es Menschen gibt, die sie verstehen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Meine Tochter und mein Lebensgefährte haben mich wunderbar aufgefangen und immer ernst genommen.
Es wäre schön, wenn die Öffentlichkeit psychische Erkrankungen nicht mehr mit einem mitleidigen Lächeln abtun würde.
Ich war jahrelang als medizinische Fachangestellte tätig und habe selbst von Medizinern Statements gehört wie: „Das sind doch alles Idioten. Wenn ich schon das Wort Burnout höre …“

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Meine Mitpatienten. Es war enorm wichtig festzustellen, dass andere Menschen ähnliche Erfahrungen gemacht haben und Verständnis für Ängste, Trauer und alles andere haben.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Meine Wunderwaffe ist Kreativität: Ich habe während des Klinikaufenthaltes mit Tonarbeiten begonnen und nicht wieder damit aufgehört.
 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Ihr seid nicht alleine.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir
(einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Nehmt die Erkrankten ernst und verzichtet auf gute Ratschläge. Gebt ihnen Raum, sich mitzuteilen.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Meine Empathie: Ich liebe Menschen.