Panikstörung KeineAngstvorMammuts

Wenn der Panik selbst die Haare zu Berge stehen. Oder: Keine Angst vor Mammuts!

 
Vor einigen Jahren hatte ich eine sprichwörtlich umwerfende Therapiesitzung. Vornehmlich ging es um Aspekte
der Panikbewältigung – zu jener Zeit sah ich mich als Opfer dieser hundsgemeinen und unsäglich überflüssigen Panikattacken, die mich hinterrücks überfielen und gegen die kein Kraut gewachsen war – die lustigen bunten
Pillen wirkten etwa wie Smarties; ein Chefarzt in der Klinik, in der ich mich ein paar Tage befand, konnte es kaum glauben: Nie hätte er eine Patientin gehabt, die so fluchen könne und bei der keine Chemiekeule wirke.

Also nahm ich mich des unliebsamen Themas an und ließ mir Techniken (als Verfechterin u.a. der Verhaltenstherapie) beibringen von meiner wunderbaren Therapeutin. Ich las zu jener Zeit viel über Angststörungen, auch das absolut empfehlenswerte Buch „Keine Panik vor der Panik“ von Silke Porath. Und als Liebhabern von Metaphern und Visualisierungen drängte sich mir das Bild des Mammuts nahezu auf. Vor dieser ausgestorbenen Gattung flieht
der Mensch noch heute unnötigerweise. Im Buch von Silke Porath wird es herrlich beängstigend und mit viel Humor
als der Angstfeind dargestellt.

Die Panikattacken wurden also immer schlimmer und schlichen sich höchst unwillkommen zu meinem bunten Blumenstrauß der „Psycho-Symptome“ dazu. Mein Mammut stand nicht nur im Vorgarten und lauerte, es stemmte
Türen und Fenster auf, es trampelte über mich wie eine Armee von Berserkern. Bis ich es einmal richtig ansah, mein Maskottchen-Mammut (im Bild oben zu sehen) und sein Begehren zuließ. Und bemerkte: dass ich nicht alles unter Kontrolle habe; dass ich nicht daran sterbe; dass ich sie immer mehr entschärfen konnte – bis sie sich trollte:
die Panik.

Meinen Erfolg würdigte ich bei der nächsten Therapiesitzung und stellte Manni, das Mammut auf den Tisch.
Meine Therapeutin begann zu glucksen, bis sie laut lachte und sagte: „Dem stehen ja selber die Haare zu Berge!“ –
die Stunde war gelaufen – wir kamen aus schallendem Lachen nicht mehr heraus.

Wie es da so stand, mein Mammut, ein wenig gedemütigt, uns ansah mit den wild abstehenden Haaren –
da nahm ich es an die Hand. Seitdem sind wir Freunde, denn ich habe verstanden, dass die Angst ein Wegbegleiter
ist, den ich verstehen, den ich zügeln kann – und dem ich hin und wieder eine neue Frisur verpassen muss.
 
Text & Foto: Tina Meffert