Depressionen: Es gibt noch vieles zu erleben!

Betroffener: Norman
Jahrgang: 1987
Diagnose: Rezidivierende depressive Störung
Therapie: Psychotherapie
Ressourcen: Lesen, Spielen, Baden, Bloggen, Musik hören

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Richtig verstanden habe ich im Grunde erst mit ca. 25 Jahren, dass meine „Tiefs“, die mich seit meinem 15. Lebensjahr begleiten, eine depressive Störung bedeuten. Mit 30 hatte ich dann einen stationären Aufenthalt hinter mir mit anschließender Psychotherapie.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil ich merke, dass es mir geholfen hat zu sehen, dass es anderen genauso geht und ich nicht alleine bin, deshalb zeige ich Gesicht.

Das habe ich vor allem nach meinem stationärem Aufenthalt im Krankenhaus gemerkt.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Meine Familie wusste es im Grunde schon vor mir. Sie wussten aber auch nicht so richtig, wie sie sich verhalten sollten. Hilfe wurde mir von ihnen Angeboten und zum Teil „nachgeworfen“ (Bombardement mit Selbsthilfevideos und -büchern). Von meinem Umfeld würde ich mir wünschen, dass sie mich in „schlechten“ Phasen einfach nicht bedrängen.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Nach längerem Abstreiten und Selbstbetrug hat der Tod von Chester Bennington mich eigentlich dazu gebracht, meine Krankheit endlich zu akzeptieren. Auch die Gruppentherapie im stationären Aufenthalt war förderlich zur Verbesserung meiner Akzeptanz der Depression gegenüber.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Meine Badewanne und eine Zeitschrift mit interessanten Themen. Inzwischen auch mal ein Spaziergang. Bei richtig aufwühlenden Situationen schreibe ich dazu ein Blogeintrag. Oder einfach Musik an- und damit Kopf mal ausschalten.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Nicht aufgeben! Ein Schritt zurück muss nicht negativ sein, für manche Hürden braucht man eben Anlauf.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Zuhören ist wichtig, statt unüberlegter Lösungsvorschläge. Zuhören und Erfahrungsaustausch sind zwei gute Mittel aus meiner Sicht, um zu helfen. Bei mir sind sie das zumindest.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Diese Frage hätte ich früher wahrscheinlich nicht beantworten können, doch inzwischen kann ich zumindest etwas Positives über mich schreiben:
Ich bin ein ruhiger Mensch, höre anderen gerne zu und kann zuweilen recht stark empfänglich für Gefühle sein. Ich muss noch lernen, diese Eigenschaften wertzuschätzen, aber das kommt mit der Zeit noch.

 
Norman hat einen Blog: Gedankentreibgut.