Burn Out, Depression, Autismus-Spektrum-Störung: Das Universum erfährt sich auch durch mich.

Betroffener: Holger Gebhard

Jahrgang: 1960

Diagnosen: Burn Out, Depression, CFS, Autismus-Spektrum-Störung

Therapien: Kuraufenthalt, tiefenpsychologische Behandlung, Analyse, Musiktherapie

Ressourcen: Grafik-Designer, freischaffender Künstler, Musiktherapeutische Ausbildung (Zukunftswerkstatt, Institut für kreativtherapeutische Weiterbildung Sabine Sinhart)

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Ich hatte Mitte 2008 einen schwerwiegenden BurnOut (und einen leichtem Schlaganfall), in den folgenden Jahren – in denen ich Therapien machen durfte – erkannte ich auch das komplette Ausmaß meiner »Besonderheit«.

Eine Erkrankung ist dies ja meiner Meinung nach nur aus der Sicht der kapitalistischen Leistungsgesellschaft.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Eigentlich zeige ich schon lange »Gesicht«. Von den »Mutmachleuten« habe ich erst am 14. November 2022 von meinem SPDi hier in Landsberg am Lech erfahren.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

So wie in vielen oder sogar den meisten Fällen: Ich wurde plötzlich als Versager »identifiziert« und auch als »Simulant entlarvt« – das war zumindest meine Wahrnehmung und mein Eindruck.Weder meine Familie noch viele meiner Freunde verstanden was da mit mir passiert. Es war ein schlimme Zeit und die Familie zerbrach dann auch fünf Jahre nach meiner ersten Diagnose.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Sehr geholfen hat mir die lange Zeit der Psychoanalyse bei meiner Therapeutin. Und noch mehr geholfen hat mir die Weiterbildung zum Musiktherapeuten (Wochenend- Ausbildung) und die folgenden Weiterbildungsseminare in der Kreativ-Therapie-Ausbildung. Ebenso hilft mir der Kontakt zu Betroffenen im SPDi. Geholfen hat mir auch die Erkenntnis, dass man viele seelische Besonderheiten nicht »heilen« kann oder muss. Sie sind einfach da. Man kann sie akzeptieren (wenn man die Möglichkeit dazu hat) – und man kann versuchen anderen Menschen mit seelischer Besonderheit zur Akzeptanz ihrer Besonderheit zu helfen.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Mir hilft sehr die Musik und mein Kunstschaffen. Da habe ich das große Glück, das mir das Universum sehr viel Kreativität zur verfügung stellt ;-).

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Sich selbst, so wie man ist, zu akzeptieren. Erst einmal versuchen auf sich acht zu geben. Und dann sehen, was möglich ist. Auch Trost und Akzeptanz in Gesprächen mit Therapeut*innen suchen – das halte ich für sehr wichtig.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Es wäre schön, wenn sich Angehörige mit der seelischen Besonderheit, mit den »Diagnosen« des Betroffenen auseinandersetzen könnten. Wenn sie versuchen Empathie den Betroffenen gegenüber zu entwickeln können.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin dankbar dafür, dass ich so viel Kreativität »mitbekommen« habe. Schön ist, dass ich trotz meiner Autismus-Spektrum-Störung (ein geringes »Ausmaß«) so viel Empathie und Mitgefühl entwickeln durfte.

Dankbar bin ich auch dafür, dass mich meine Familie über einen so langen Zeitraum gut stabilisiert hat – auch wenn meine Familie für meine seelische Besonderheit wenig Akzeptanz gefunden hat.

 

Holger hat zwei Homepages:

www.artessence.de

 www.holger-gebhard.de

und ist auf Facebook.