Einzigartigkeit Pusteblume

Einzigartigkeit – gibt es eine Chance?

Weil die Welt bezüglich der Armut, der sozialen Gerechtigkeit und vieler anderer Missstände aus den Fugen gerät, fordere ich in meinen Büchern, Theaterstücken und Lesungen als Autor die Entstigmatisierung der psychischen Erkrankungen.

Durch meine Erziehung und dem daraus gefestigten Glauben und dem, was ich mir in meinem Leben an Menschlichkeit zugelegt habe, bin ich der festen Überzeugung, dass wir Menschen auf diesem bunten Globus alle gleich sind: Wir sind Geschöpfe Gottes, durch unsere vielfältigen Andersheiten unterscheidbar, aber all diese Unterschiede dürfen uns in unserer Qualität nicht unterscheiden. In diesem Sinne sollte nach meinen humanitären Grundsätzen diese Welt funktionieren.
Unsere Welt sieht in dieser Beziehung leider völlig anders aus, dazu ließen sich ganze Bücher füllen. Meiner Meinung nach sind die Stigmatisierungen in unserer Gesellschaft auf einen Punkt zu bringen. Als Autor will ich das umfassende Problem dieser Menschheit, das eigentlich jeden von uns betrifft und in der Geschichte große soziale Verwerfungen und sogar Krisen und Konflikte verursacht hat, zur Sprache bringen und eine Lösung präsentieren.

Wir Menschen sind extrem eigensinnig. Das Leben ist ambivalent. Die Anhänger verschiedener Religionen und Kulturen wollen nicht von ihren Standpunkten abweichen. Doch dabei wird es zusätzlich politisch!

Stellen Sie sich einen von Schizophrenie betroffenen Menschen vor. Einem von hundert Menschen widerfährt diese Erkrankung, die ein ganzes Leben währen, arbeitsunfähig machen und einen Menschen extrem verändern kann. Wer soll das verstehen – die anderen 99 Menschen? Wer kann sich Wahnvorstellungen und Halluzinationen und die Gefühle eines Schizophrenen und diese ganze verworrene Gedankenwelt vorstellen? Und der eine oder andere hat auch von Dr. Jekyll und Mr. Hyde gehört – ja, die Schizophrenen neigen womöglich zu Gewalttaten. Was wäre, wenn mein/e PartnerIn oder NachbarIn eine solche Krankheit hätte? Plötzlich hatte eines Tages diese Erkrankung, die eigentlich eine Erkrankung wie jede andere ist, ihren Stempel weg. Niemand konnte dies verhindern – keiner kann die Meinung von Millionen von Menschen rückgängig machen – ein Stigma ist entstanden. Selbst die Aufklärungsarbeit vieler Menschen ist zunichte gemacht worden.
Aber das alles wissen wir doch schon! Jeder weiß von all den verschiedenen Krankheiten und Andersheiten! Anders gesagt: jeder hat eine oder mehrere Besonderheiten, aber die- oder derjenige besteht darauf, dass diese Andersheiten bei ihr/ihm doch recht normal sind. Dann sind die anderen das Problem! Oder Angst vor dem Anderssein?

Gerade habe ich eine Erzählung geschrieben. Provokant wählte ich als Protagonisten einen jungen Mann, der gleichzeitig schizophren und dem Alkohol verfallen ist. Das sind die gängigsten Erkrankungen, die am meisten stigmatisiert werden. Dieser Protagonist soll nun die Welt retten und ich überlegte im nächsten Augenblick, wie denn ein verrückter und versoffener Mensch die Welt retten kann, der kann ja nicht glaubwürdig sein.

Natürlich kann er die besten Gedanken und Lösungen haben, weil er die Stigmatisierungen am eigenen Leibe erfährt. Denn Menschen, die schwere Erkrankungen getroffen haben, oder die in schwierige Situationen geraten sind, werden unterschätzt. Menschen werden häufig aufgrund von Unkenntnis abgewertet. Am besten ist es an der Stigmatisierung der ausländischer MitbürgerInnen zu sehen, denn wie es in der Bibel steht, sind wir alle auch Fremde in Ägypten gewesen: Wir alle sind eigentlich Ausländer – auf die Betrachtungsweise kommt es an.

Jeder sollte sich anschauen und daran denken, dass man selbst Eigenarten hat. Wir sollten es als eine große Chance ansehen, auch andere Kulturen und Ansichten kennenzulernen. Es ist ein Gewinn über das eigene Leben hinaus in die Weite der Welt zu schauen.

Wir Menschen, jeder für sich, sind einzigartig. Unser Schöpfer hat es vorgesehen, eine bunte Welt zu erschaffen – frei von Stigmata, die der Mensch im Nachhinein in die Welt gesetzt hat. Der Mensch ist ein unendlich wertvolles Geschöpf, jeder für sich – niemand hat das Recht, daran zu zweifeln, an dem Produkt der Liebe Gottes.

Hartmut Haker, Ratzeburg – im März 2019

Hartmut Haker
Hartmut Haker

Diese Betrachtungen zur Entstigmatisierung hat der in Schwerin geborene und nun in Ratzeburg lebende Autor Hartmut Haker geschrieben. Die Bücher und Theaterstücke des Autors, mit denen er seine psychische Erkrankung aufarbeitete, sollen anderen Betroffenen Mut machen, über diese Erkrankungen aufklären und einen Beitrag zur Entstigmatisierung leisten.