Mutmachleute Hochfunktional depressiv

Hochfunktionale Depression

Der Schein trügt

Nach außen sind sie produktive, erfolgreiche, glückliche Personen. Der Job läuft, den Kids geht‘s gut, die Partnerschaft ist wie aus dem Bilderbuch, auf dem Konto brummt’s. Aber wenn der Arbeitstag vorbei ist, sind die inneren Ressourcen verbraucht. Sie verzichten auf ein bisschen Freizeit, weil sie sich bestenfalls auf die Couch plumpsen lassen oder ins Bett fallen, um am Morgen wieder hoch zu kommen.

Sie kommen zurecht, scheinen mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Aber innerlich leiden Menschen, in deren Psyche sich eine hochfunktionale Depression gebildet hat. Niemand merkt es, und selten die Betroffenen selbst. Männer sind in dieser Hinsicht ungleich stärker vertreten: „Hilfe? Brauche ich nicht. Das geht vorbei.“

Tatsächlich: Hochfunktional Depressive kommen ihren Aufgaben nach. Sie sind tolle Manager*innen, tolle Eltern, tolle Partner*innen, tolle was-auch-immer.

 

Wenn das Hamsterrad zur Einbahnstraße wird

Aber die Pandemie macht es uns allen nicht leichter, mit (zu) hohen Erwartungen an sich selbst sowohl im beruflichen wie im privaten Leben zurechtzukommen. Zeitlicher Druck, Perfektionismus, zu viele Aufgaben und Zeitdruck, Konferenzhopping, unerfüllbare Ideale, die Kids im Homeschooling: Leistung zählt!

Subtil schleichen sich die Veränderungen ein: Schlafstörungen, veränderte Esszyklen, Gereiztheit, Rückzug aus dem sozialen Leben, erhöhter Alkoholkonsum (oder Stärkeres), Motivationsverlust – das Hamsterrad läuft.

Es kann eine Episode sein. Aber diese kann sich chronifizieren und als Major Depression manifestieren. Viele nennen das ganz gerne dann einen Burn-out. Klingt besser, klingt nach Leistung.

 

Es gibt Hoffnung!

Wenn Sie jemanden kennen und „so ein Gefühl“ haben, dann sprechen Sie die Person doch einfach mal an. Viele Betroffene sind sich kaum bewusst, dass sie Hilfe brauchen. Professionelle Hilfe. Ein Gespräch kann Wunder wirken, ein aufmerksames Zuhören und Mitgefühl. Es ist wichtig zu verstehen, dass niemand sich dafür schämen muss, und es ist wichtig, dies unserem Gegenüber zu zeigen. Es gibt also Hoffnung: Sprechen wir darüber! Hören wir zu! Zeigen wir unserem Gegenüber eine Perspektive. Sich Hilfe zu holen ist das Stärkste, was man/frau tun kann.

Ich habe mal von einem Buchtitel gehört – „Einen Scheiß muss ich.“ Wenn es heftig wird, dann sage ich mir diesen Satz vor. Und zumindest muss ich dann schon mal grinsen.

Text: Tina Meffert
Foto: pexels.com