Depressionen und Borderline: Never giving up.

Betroffene: Annika
Jahrgang: 1994
Diagnosen: Mittelschwere rezidivierende Depression; Borderline Persönlichkeitsstörung; Angstzustände und Panikattacken; chronische Suizidalität; Fibromyalgie; CRPS
Therapien: Verhaltens- und Traumatherapie, EMDR, Healing Code Methode, Ergotherapie, tiergestützte Therapie mit Pferden
Ressourcen: Reiten, Konzerte, Musik, mein Hund, Tagebuch schreiben, Fotografie

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Die Depressionen fingen schon in der Kindheit an: Die endgültige Diagnose bekam ich mit 16 Jahren. Zusätzlich bekam ich dann Angstzustände und Panikattacken. 2019 erhielt ich nach einigen Traumata dann die Diagnose der Borderline Persönlichkeitsstörung (mit selbstverletzendem Verhalten und chronischer Suizidalität).

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich führe schon eine längere Zeit einen Blog über Instagram. Mit 20 Jahren habe ich das erste Mal öffentlich darüber gesprochen und gesagt, dass ich unter Depressionen leide. So begann die Reise und somit auch die Aufklärung und das Gesicht zeigen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Es war für mein Umfeld anfangs sehr schwierig anzunehmen, dass ich nicht nur körperliche Einschränkungen habe, sondern auch seelische. Anfangs war viel Unverständnis da und es ist leider auch manchmal heute noch der Fall. Meine Familie geht sehr offen mit meiner Erkrankung um.

Ich würde mir wünschen, dass mein Umfeld und ganz wichtig natürlich unsere Gesellschaft aufhört, es zu einem Tabuthema zu machen. Es ist genauso eine Erkrankung wie andere körperliche Erkrankungen auch. Nur dass diese sehr viel im Inneren stattfindet. Seelische Erkrankungen können auch tödlich enden und das sollte man niemals vergessen. Deswegen ist mir auch der Weg der Aufklärung so unheimlich wichtig.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Ich glaube, was mir geholfen hat, damit besser umzugehen, ist, dass ich offen damit umgehe. Ich habe es noch nicht 100% akzeptiert und gerade in schweren Krisen hasse ich es sehr, erkrankt zu sein. Aber man lernt auch ganz viel mit dieser Erkrankung, zum Beispiel die kleinen Dinge sehr zu schätzen wissen.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Tagebuch schreiben, auf meinem Blog. Lieblingsmusik hören und Kraft schöpfen. Ergotherapie. Gespräche mit anderen Betroffenen. Laufen mit meinem Hund. Kuscheln mit Pferden und dem Hund. Texte und Gedichte schreiben

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Ihr seid nicht allein! Wir sind viele und gemeinsam schaffen wir den Weg! Versucht Hilfe anzunehmen, das ist ganz wichtig und schämt euch nicht dafür! Wir alle sind stark!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Nehmt die Situation ernst! Macht mich und andere Betroffene nicht runter. Versucht Hilfe zu geben und wenn es nur ein paar liebe Worte sind! Bitte überlegt, bevor ihr etwas schreibt und versucht Euch in Euer Gegenüber hineinzuversetzen.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin: emphatisch, motiviert, sorgfältig, zuverlässig, ehrlich, organisiert, fair teamfähig, kreativ, Lernbereitschaft, offen für Neues, kritisch, hilfsbereit, einfühlsam, humorvoll, stark, aufmerksam, dankbar, die Fähigkeit, etwas durchzusetzen, flexibel, fleißig, freundlich.

 

Annika bloggt auf Instagram.