Jean Reno, Mutmachleute

Schizoaffektive Störung: Einfach kann jeder.

Betroffener: Jean Reno
Jahrgang: 1953
Diagnose: Schizoaffektive Störung (u.a. Generalisierte Angststörung)
Therapie: Selbst-Therapie
Ressourcen: Leben im Hier und Jetzt, rausgehen, etwas Sport, Leute treffen, Meditation, aktive Selbsthilfe durch Gründung einer eigenen Selbsthilfegruppe und deren jahrelange Leitung; helfen und andere unterstützen

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

2008 in der Klinik.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Das tue ich schon länger, wenn sich Gelegenheiten ergeben, z.B. bei der Filmtour über Depression 2017 in den Landkreisen Garmisch und Weilheim. Bei drei Terminen war ich an den anschließenden Podiumsdiskussionen beteiligt, nach dem Film über Depressionen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Mein Umfeld konnte nicht gut mit meiner Erkrankung umgehen. Sowohl Familie als auch Bekannte haben mich gemieden. Sie haben sich zurückgezogen.

In der Krise machten mir die vergleichsweise negativen Erfahrungen vor allem eines klar: Alles bleibt wie es ist, wenn ich nichts verändere! Niemand tut es für mich, ich muss mir selbst helfen und Hilfe suchen – also Selbsthilfe. Ich habe meine Störung letztlich überwunden, ohne Fremdtherapie.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Zu akzeptieren, was ist. Jeden Tag. Die Krankheit, die Symptome, in sich hören, dem Körper geben, wonach er verlangt.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Bei mir haben sich die Ressourcen Gelassenheit, Natur genießen und ein bestimmtes Medikament weiternehmen bewährt.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Akzeptiert die Krankheit und ihre Symptome, lernt, damit umzugehen, sucht, was euch gut tut (ein Haustier, die Natur, Meditation, etwas Sport wie z.B. Nordic Walking, was ich ideal finde, da es Gemeinschaft und Bewegung in der Natur miteinander kombiniert) – das bringt ein gutes Gefühl. Beim Nordic Walking geht es mir gut, nicht zuletzt durch die Mitläufer, die sich für mich interessieren.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir
(einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Angehörige sollten Hilfe zur Selbsthilfe geben, damit man aktiv verändert, was einen stört, bzw. das tut, was einem selbst hilft. Nur du selbst kannst wissen, was dir am besten hilft. Z.B. habe ich alle Bekanntschaften beendet, die nicht hilfreich waren, mir nichts gaben. Freunde und Bekannte haben von deinen Nöten keine Ahnung, sie verstehen deine Situation nicht, drum können sie dir nicht hilfreich sein. Besinne dich auf deine Möglichkeiten. Achte auf die Dinge, die dir gut tun. Das müssen die Angehörigen nicht verstehen, es muss dir helfen! Du bist der Experte in eigner Sache.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Mein Opa war mein Vater-Ersatz, er konnte handwerklich alles und er sagte immer wieder: „Hilf dir selbst, so hilft dir Gott.“ Das habe ich immer beherzigt und mache es immer weiter. Beobachten, analysieren – verstehen, Lösungen suchen – einfach tun, was hilfreich ist.