Mutmachleute Vera Maria Zwangsneurose

Schizoaffektive Störung & Zwangsneurose: „Ich bin ein Phönix.“

Betroffene: Vera Maria
Jahrgang: 1993
Diagnose: Schizoaffektive Störung, Zwangsneurose
Therapie: ca. 20 Klinikaufenthalte
Ressourcen: Malen und Schreiben

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Mit ca. 19 Jahren wurde bei mir die Diagnose Zwangsneurose gestellt – an diesem Tag führte ich meinen ersten Suizidversuch durch.

Die Diagnose Zwangsneurose von einer Psychiaterin bestätigt zu bekommen, war für mich wie ein Schlag ins Gesicht, da ich lange auch vor mir selbst verleugnet hatte „anders“ zu sein. Die Belastung, die die Zwänge mit sich brachten, taten ihr Übriges – hatte ich lange Zeit dem Druck ca. 70 – 80 % vom Alltag zwanghaft zu sein ausgehalten, brach mit der Diagnose eine Welt für mich zusammen. Ich wollte in diesem Moment nicht mehr leben. Denn mein Leben war damals eine Qual. Heute habe ich kaum noch Zwänge, führe ein zufriedenes Leben. Der Wendepunkt kam mit meiner Psychose. Sie hat mir ein neues Leben geschenkt.

War meine spätere bipolare Störung eine Qual und Belastung, so brachte das Voranschreiten zur schizoaffektiven Störung tatsächlich die Heilung. Denn die schizoaffektive Störung hat im Vergleich zum bipolaren Phänomen noch einen psychotischen Anteil. Wie gesagt, diese Psychose war für mich der Beginn eines neuen Lebens. Ist eine Psychose für viele Menschen eine Belastung, so ist sie für mich das Portal zu einer magischen Welt, die für mich die Heilung brachte.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich habe gelernt, dass das „sich Öffnen“ mein Überleben sichert. Früher habe ich versucht, die Krankheit geheimzuhalten. Heute stehe ich zu dem „Wer“ und „Was“ ich bin, schreibe Bücher zum Thema Psychose.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Ich habe fast nur verständnisvolle und liebevolle Reaktionen erlebt, wofür ich sehr dankbar bin.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Dadurch, dass ich meine ganz eigene Sichtweise gewonnen habe – ich sehe eine Psychose nicht nur als Krankheit, sondern auch Heilungschance und Bewusstseinserweiterung.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Malen und Schreiben und: reden, reden, reden …

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Was ist schon normal? Sind wir „psychisch anderen“ Menschen nicht das Produkt einer kranken Gesellschaft?

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir
(einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Seid einfühlsam und mitfühlend, aber leidet nicht mit, denn damit ist niemandem geholfen.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Meine Kreativität.
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