Mutmachleute Arno

Wir brauchen dringend einige „Ver-rückte“. Schaut euch an, wo uns die „Normalen“ hingebracht haben!

Betroffener: El Locco
Jahrgang: 1974
Diagnose: Schizoaffektive Störung
Therapie: Medikamente, Bezugspfleger, Psychotherapie
Ressourcen: Lesen, Walking in Gruppen, Freunde, EX-IN Ausbildung

 

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Nach einer Fehldiagnose ein Jahr zuvor kam ich 2001 erneut in eine Klinik. Dort wurde ich nach sechs Monaten mit meiner Diagnose (Schublade?) entlassen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich habe meine Erkrankung nie groß verborgen. Nach meinem Klinikaufenthalt habe ich mir bewusst einen neuen Freundeskreis gesucht. Ich beziehe inzwischen Rente und nehme zusätzlich 450-Euro-Jobs an.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Meine Familie hat mich in ein „Wattebäuschchen“ gepackt und versucht, alles Gefährliche von mir abzuhalten. Allerdings reagiert besonders meine Mutter auch bei kleinsten Abweichungen vom vermeintlich „normalen“ Verhalten mit Sanktionen. Ich würde mir sehr wünschen, dass sie sich wegen Kleinigkeiten, wie z.B. Kauf eines billigen Smartphones, nicht aufregen und toleranter wären. Nicht alles ist gleich ein Zeichen für eine manische Phase.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Der Umgang mit Leidensgenossen in den Kliniken und auch außerhalb hat mir geholfen, meinen Horizont zu erweitern und meine Selbst-Stigmatisierung abzubauen.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich kann Termine absagen, wenn es mir nicht gut geht. Ich versuche, möglichst viel Freizeit zu haben und verbringe diese gerne mit Walking. Ich achte auf genügend Schlaf und eine bewusste Ernährung.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Im Leben kommt es nicht darauf an, immer zu gewinnen, sondern dass man auch mit einem schlechten Blatt ein gutes Spiel macht.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir
(einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Mit der Erkrankung eines Angehörigen hat das Schicksal (oder Gott) euch eine Aufgabe ans Herz gelegt: Um diese Aufgabe am besten bewältigen zu können, müsst ihr euch informieren und vernetzen.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin vielseitig interessiert und schaue gerne auch mal über den Tellerrand hinaus. Ich versuche auch, mich in der Haltung „Toleranz“ zu üben.