Die Selbsthilfe – Austausch von Mensch zu Mensch. Auf Augenhöhe.

Wozu Selbsthilfe?

 

Wir alle kennen es: Ein gesundheitliches Problem, ob psychisch oder physisch, stellt uns vor größere oder kleinere Herausforderungen. Nicht nur uns, sondern auch oft unsere Angehörigen, unsere Familien, Freund*innen und nicht zuletzt die Arbeitgeber*innen oder Kolleg*innen.

Dabei ist es unerlässlich, medizinisch untersucht und beraten zu werden, im engen Austausch mit den behandelnden Ärzt*innen, Therapeut*innen, Pfleger*innen und anderen heilkundlichen Expert*innen zu sein. Für eine Genesung oder vorübergehende Unterstützung heilbringender Maßnahmen können ggf. Medikamente von großem Nutzen sein.

Was aber für eine Genesung oft fehlt, ist der Austausch zwischen Betroffenen, die ein ähnliches Krankheitsbild haben. Und hier kommt die Selbsthilfe ins Spiel, der eine ebenso wichtige Bedeutung zukommt wie der heilkundlichen Behandlung. Menschen, die von der gleichen Behinderung, körperlichen Erkrankung oder dem gleichen psychischen oder sozialen Problem betroffen sind, egal ob als selbst Betroffene oder Angehörige, können auf Augenhöhe von den Erfahrungen und dem Wissen anderer enorm profitieren.

Wenn wir wissen, dass wir nicht alleine sind mit unseren Herausforderungen und Problemen und dass wir uns mit anderen hinsichtlich ihrer Erfahrungen und ihrem Wissen austauschen können, wagen wir vielleicht einen Schritt zu einer Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Hier wird gemeinsam das Ziel in regelmäßigen Treffen – in vertraulicher Runde – das Ziel verfolgt, persönliche Lebensumstände zu verbessern. Die gemeinsame Aufgabe ist dabei das sich gegenseitige Auffangen, die Begleitung und das Beschreiten eines gemeinsamen Wegs für den Umgang mit der Erkrankung oder Behinderung.

Dabei sind alle Teilnehmer*innen in einer Selbsthilfegruppe gleichberechtigt, die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe ist kostenfrei und freiwillig. Wichtig ist zu wissen, dass Selbsthilfegruppen eine Ergänzung und nicht einen Ersatz zur professionellen Hilfe sind.

Was kann man alles in einer Selbsthilfegruppe machen?

 

Das Wir bestimmt alle möglichen Formen von Aktivitäten der gemeinschaftlichen Selbsthilfe. Diese können sehr vielfältig sein:

  • Gegenseitige Hilfe innerhalb der Gruppe und Austausch zwischen den Teilnehmer*innen
  • Stärkung der einzelnen Personen durch die Gruppengemeinschaft, Zusammengehörigkeitsgefühl durch die Freizeitaktivitäten (z.B. gemeinsame Ausflüge)
  • Netzwerke ausbauen mit anderen Gruppen
  • Informationen und Hilfen für Außenstehende
  • Gemeinsames Lernen voneinander

 

 

Wer leitet eine Gruppe – und wo?

 

Wichtig zu wissen: Die Gruppenleitung wird immer von selbst Betroffenen übernommen. Professionelle Personen wie Therapeut*innen oder andere Expert*innen nehmen nicht an Selbsthilfegruppen teil. Manche Gruppen laden aber gelegentlich Fachleute für Vorträge ein. Diese finden in angemieteten Räumlichkeiten statt, manchmal kann dafür eine Raummiete anfallen. Manche Selbsthilfegruppen organisieren sich auch im Laufe ihrer Aktivität als Verein. Dann kann ein Jahresbeitrag der Mitglieder anfallen.

Wo finde ich in meiner Umgebung eine Gruppe und wo kann ich mich informieren?

 

Hier gibt es deutschlandweit eigenständige Einrichtungen zur Unterstützung und Beratung von Selbsthilfegruppen und interessierten Menschen. Diese Einrichtungen heißen „Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen – KISS“, „Selbsthilfekontakt- und Informationsstelle – SEKIS“, „Kontakt, Information und Beratung im Selbsthilfebereich – KIBIS“, „Selbsthilfebüro“ oder ähnlich. Vereinfacht werden sie „Selbsthilfekontaktstelle“ genannt. Jede*r Betroffene kann sich an eine Kontaktstelle wenden und sich informieren.

Selbsthilfekontaktstellen unterstützen Selbsthilfegruppen – unabhängig davon, ob diese einem Dachverband angehören, ob ihre Mitglieder Versicherte einer bestimmten Krankenkasse sind oder ob die Kooperation mit einer bestimmten Berufsgruppe angestrebt wird, gleich auch, um welche Problem- oder Themenbereiche es sich handelt. Die Angebote stehen jeder*m schnell und ohne formale Hürden offen. Die Leistungen sind in der Regel kostenfrei, unter Umständen werden geringe Beiträge für eine Raummiete erhoben.

Ein erster sehr hilfreicher Tipp zur Suche nach regionalen Gruppen und Ansprechpartner*innen wäre die Suche über die Rote Adressen Datenbank der NAKOS.

 

Wie können mir Selbsthilfekontaktstellen noch helfen?

Diese …

  • … informieren und klären über gemeinschaftliche Selbsthilfe und die verschiedenen Arbeitskonzepte auf.
  • … stellen den Kontakt zu bestehenden Selbsthilfegruppen her.
  • … unterstützen bei der Suche nach Gleichbetroffenen und bei der Gruppengründung.
  • … vermitteln oder stellen Räume und Bürotechnik zur Verfügung.
  • … helfen Interessierten in Beratungsgesprächen zu klären, ob sie an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen beziehungsweise eine neue gründen, professionelle Hilfeangebote wahrnehmen oder andere Wege des Engagements einschlagen wollen.
  • … helfen Selbsthilfegruppen in Beratungsgesprächen, die Ziele und das Vorgehen zu klären.
  • … beraten bei Schwierigkeiten der Gruppenarbeit.
  • … koordinieren den Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Selbsthilfegruppen und vernetzen diese.
  • … informieren über finanzielle Fördermöglichkeiten.
  • … geben Hinweise auf Angebote der professionellen Versorgung in der Stadt oder der Region.
  • … beraten und unterstützen bei der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Durchführung von Veranstaltungen.
  • … sind ein Sprachrohr der gemeinschaftlichen Selbsthilfe gegenüber der Öffentlichkeit.
  • … sind eine Brückeninstitution zwischen dem professionellen Versorgungssystem und dem Selbsthilfesystem und vermitteln Kontakte zu Fachleuten, Journalist*innen und Verantwortlichen in Verbänden und Verwaltungen. [1]

[aus: NAKOS]

Weitere umfangreiche Informationen über die finanzielle Förderung der Selbsthilfe bietet die Website der NAKOS. Grundsätzlich gilt: Die Förderung erfolgt durch unterschiedliche Kostenträger. Maßgeblich sind hierbei die öffentliche Hand (Bund, Länder und Kommunen), die Rehabilitationsträger (Krankenkassen, Pflegeversicherung und Rentenversicherungsträger) sowie private Geldgeber (Spender, Sponsoren, Stiftungen).

Den umfangreichen Leitfaden zur Selbsthilfeförderung des GKV-Spitzenverbandes gemäß § 20h SGB V gibt es hier zum Download.

Digitale Selbsthilfe

 

Corona hat es gezeigt: Die Digitalisierung hat Auswirkungen für nahezu alle Lebensbereiche und auch für die Selbsthilfe entstehen dadurch neue Potenziale: Gemeinschaftliche Selbsthilfe – in Gruppen vor Ort oder in landes- oder bundesweiten Selbsthilfevereinigungen – wird öffentlicher, die Perspektive von Betroffenen und Patient*innen wird sichtbarer und mehr Menschen kommen in einen Austausch miteinander. Und ganz allgemein ist ein digitales Austauschformat bedeutende niedrigschwelliger!

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Möglichkeit, zeit- und ortsunabhängig im digitalen Raum in den Austausch mit anderen Betroffenen zu gehen, ist ein großer Vorteil bei der Nutzung von Internetforen. Häufig sind dort eine große Zahl von Menschen beteiligt, so dass vielfältige Perspektiven vertreten sind. Wenn es keine Selbsthilfegruppe zum eigenen Thema am Wohnort gibt, hat die Nutzung der digitalen Selbsthilfe einen immensen Vorteil. Oft dienen sie auch als „Türöffner“ für die Selbsthilfe vor Ort, da hier viele Menschen erstmals mit dem Austausch mit anderen Betroffenen in Berührung kommen.

 

Das wissen auch wir vom Mutmachleute e.V.
Das Mutmachleute Selbsthilfeforum

 

Der Austausch findet hier in geschützten “Räumen” statt. Die Kommunikation von Moderator*innen – die oftmals (ehemalige) Betroffene sind – mit User*innen findet 1 zu 1 statt. Damit schaffen wir für User*innen ein nicht öffentliches Forum, um sich auszutauschen. Facebookgruppen und Ähnliches sind keine geschützten Räume und stellen ein erhebliches datenschutzrechtliches Problem dar. Wir gewähren hier Anonymität und Datenschutz. Niemand hat Zugriff auf Eure Daten und Foren mit Ausnahme Euch selbst und den Moderator*innen, mit denen Ihr Euch unterhaltet. Außerdem bieten wir ein offenes Forum für alle an, einen Eventkalender und eine Kreativgalerie.

 

Informiert Euch näher auf unserer Seite zum Mutmachleute Selbsthilfeforum oder registriert Euch direkt im Selbsthilfeforum. Wir freuen uns auf Euch!

Mutmachleute e.V. ist Mitglied im Netzwerk Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen, c/o NAKOS, Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen und das Mutmachleute Selbsthilfeforum ist gelistet bei den GRÜNE ADRESSEN der Selbsthilfe-Internetforen der NAKOS.

Gefördert durch den Bundesverband AOK

Der Mutmachleute e.V. bedankt sich herzlich bei der AOK für die finanzielle Unterstützung des Mutmachleute Forums. Im Rahmen dieser Förderung kann der gemeinnützige Verein die IT-, Hosting- und weiteren Fremdkosten finanzieren.