Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung und Depression: Offen und ohne Stigmatisierung über psychische Erkrankungen in der Gesellschaft sprechen

Betroffene: Nina Schmidt

Jahrgang: 1981

Diagnosen: Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung, rezidivierende Depression

Therapien: Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Therapie

Ressourcen: Zeit mit meinen Tieren und meinem Mann verbringen, Lesen, Rad fahren, Zeit in der Natur, Greifvögel fotografieren

 

Wenn wir es schaffen, dass offen und ohne Stigmatisierung über psychische Erkrankungen in der Gesellschaft gesprochen wird, ist das ein großes Geschenk für all die Betroffenen, die nach uns kommen.

 

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Es war ein langer Weg, da ich erste Symptome als Kind hatte. Die Diagnose Depression kam mit 20. Die Diagnose der ängstlich- vermeidenden Persönlichkeitsstörung mit 36 Jahren.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil ich mir wünsche, dass offener über psychische Erkrankungen gesprochen wird, gerade bei betroffenen Kindern.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Mein Mann und unsere Freunde haben offen reagiert.

Aber eine ehemalige Chefin sagte mal zu mir: „Wenn ich gewusst hätte, dass du so eine Erkrankung hast, hätte ich dich nicht angestellt.“ Meine Nachfrage, ob sie einen Grund der Klage über meine Arbeit gehabt hätte, hat sie aber verneint.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Das ich mich mit den typischen Symptomen auseinander gesetzt habe. Ich konnte mich und meine Reaktionen dadurch besser verstehen.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich gehe immer raus zu meinen Tieren oder suche mir jemanden zum Reden. Wenn ich fotografieren gehe, kann ich auch viele meiner Symptome ausblenden und wachse manchmal über mich hinaus.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Die Erkrankung ist nur ein Teil von dir.
Du bist mehr, als du manchmal sehen kannst.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Sorgt gut für Euch, denn es ist nicht leicht zu erleben, wenn es den Angehörigen nicht gut geht und man oft hilflos daneben steht.

Nehmt Euch Zeit für einen Vortrag oder ein Buch über die Erkrankung Eures Angehörigen, so kann einigen Missverständnisse vorgebeugt werden.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Meine Liebe zu den Tieren und der Natur

 

Nina hat eine Homepage zum Thema Angst bei Kindern und ist auf Instagram.