Bipolare Störung: Obwohl es manchmal echt hart ist, stehe ich trotzdem jeden einzelnen Tag auf (wenn auch manchmal erst spätnachmittags).
Betroffene: Bianka
Jahrgang: 1981
Diagnose: Bipolare Störung
Therapie: Medikamente
Ressourcen: Lesen, Zeit mit lieben Menschen, bei Pflanzen und Tieren und in der Natur verbringen, schwimmen, mein Glaube und Schlaf
Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?
Ich hatte die erste Krankheitsphase mit 21 Jahren im Jahr 2002. Von da an wurde ich als unipolar depressiv diagnostiziert. Mit dem Ergebnis, dass meine guten Phasen immer weniger wurden. Erst im November 2015 erhielt ich die richtige Diagnose und damit passende Medikamente. Das rettete mir mein Leben.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Die Botschaft, dass man trotz psychischer Beeinträchtigung in unserer Welt leben kann, ist es wert.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?
Nach so vielen Jahren, in denen niemand gewusst hat was mit mir los ist, war es für alle eine Erleichterung. Von den Fachärzten, die mich 13 Jahre lang begleitet und nie die richtigen Schlüsse gezogen haben, war ich maßlos enttäuscht.
Ich wünsche mir so sehr, dass Ärzt*innen, die sich auf die Psyche spezialisiert haben, von den Krankenkassen mehr Zeit zugestanden wird, um sich mit ihren Patient*innen intensiver auseinander zu setzen. Ich finde es auch wichtig, dass mehr Geld in die Forschung investiert wird. Es wäre so wichtig durch Tests ein Muster herauszuarbeiten, bei welchem Typ Mensch welche Medikamente am besten wirken.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Mein Umfeld, mein Glaube und etwas in mir, dass mich nie aufgeben lässt.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Viel, viel Schlaf und dann wenn es wieder geht Spaziergänge in der Natur und
die Gesellschaft meines Freundes.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Bitte gib nie auf!
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Wichtig ist, die Wünsche der Betroffenen zu akzeptieren. Wenn die- oder derjenige bis um 15 Uhr im Bett liegt, dann ist das heute – und vielleicht auch morgen – so. Da hilft es überhaupt nicht, demjenigen ein schlechtes Gewissen zu machen, das schafft der oder die schon ganz gut allein. Wenn es soweit ist, kommt der Betroffene schon wieder auf dich zu.
Es ist am besten, den ganzen negativen Gedanken während der depressiven Phasen nicht so genau zuzuhören. Das macht dir nur Angst, und ich weiß im Zweifel, wenn ich mich wieder normal fühle, nicht mal mehr, dass ich das gesagt habe. Versuch eher mich abzulenken und mit mir z. B. einen Film anzuschauen (Achtung: kein Drama, kein Horror, nichts Trauriges).
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Ich bin trotz allem meistens positiv und sehe in jedem Menschen das Gute. Ich schätze an mir am meisten, dass ich einen wahren Löwenmut habe.