Borderline: Borderline ist wahnsinnig schmerzhaft, aber meine Empathie ist beinahe grenzenlos.

Betroffene: Alisha

Jahrgang: 1991

Diagnosen: Borderline, ADHS, Depressionen, Generalisierte Angststörung; Migräne, Endometriose

Therapien: 4 Verhaltenstherapien, 1 DB-Therapie, 1 teilstationärer und 2 stationäre Aufenthalte, gegenwärtig tiefenpsychologisch fundierte Langzeittherapie

Ressourcen: Katzen, Ehemann, Freunde, zocken, Nebengewerbe (modeln und streamen), schreiben

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Ich wusste es schon mit 14 bei meiner ersten Therapie, diagnostiziert wurde Borderline und ADHS erst mit 26. Aber wie bei den meisten Personen mit psychischen Erkrankungen war der Weg zur Diagnostik nicht linear.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Ich zeige schon immer Gesicht, mir haben nur die Möglichkeiten/Plattform gefehlt. Meine Therapeutin hat mir die Mutmachleute gezeigt.

Ich kann mich gut ausdrücken, war in der Klinik immer „co-therapeutisch“ und schreibe Gedichte – meine Therapeutin hat mir Mut gemacht mit diesen Ressourcen auch mehr nach außen zu gehen, da sie beobachten konnte, wie sehr ich auch anderen damit helfe.

Ich möchte einfach mehr aktiv tun, Betroffene erreichen und alle anderen informieren, um Stigmatisierung und Vorurteilen entgegenzuwirken.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Das war sehr unterschiedlich. Meine Mutter leugnet gerne – meiner Meinung nach leidet sie selbst unter Borderline. Mein gewähltes Umfeld (also Freunde und Partner) war nicht überrascht, da ich mir selbst schon sicher war Borderline zu haben und dies auch schon vor der Diagnose entsprechend kommuniziert habe. Mein Mann bekam ja alles hautnahe mit. Das Verständnis meiner Familie kam erst mit meinem Zusammenbruch 2021, der Klinik und dem Behindertenausweis.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Ehrlich gesagt hatte ich damit nie Probleme. Es war eher eine Erleichterung, die Diagnose zu bekommen.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich schreibe und male vor allem. Ich treffe mich mit Freunden, auch wenn nicht viele geblieben sind. Ich flüchte mich auch durchaus in virtuelle Welten. Und ich pflege meine Pflanzen, Tiere und den Garten. Das gleicht mich aus.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Dass eine psychische Diagnose nicht nur Leid, sondern auch Ressourcen, Vorteile und gute Seiten mit sich bringt. In meinem Fall konkret:

Borderline ist wahnsinnig schmerzhaft, aber meine Empathie ist beinahe grenzenlos.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Hört euren Partnern und Freunden zu – die Bedürfnisse sind viel zu individuell, um eine pauschale Aussage zu treffen.

Im Zweifel ist ein „das tut mir Leid“ immer besser als Floskeln und das wichtigste: validieren.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Es mag arrogant klingeln, aber ich mag meine Intelligenz. Ich mag meine Art mich auszudrücken. Ich mag meine Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit.

 

Alisha ist bei Instagram und TikTok.