Depressionen, ADHS und überwundene Essstörung: Ich bin nicht meine Krankheit.

Betroffene: Johanna Faber

Jahrgang: 1995

Diagnosen: Depressionen, ADHS, überwundene Essstörung

Therapien: Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Gesprächstherapie

Ressourcen: Kreativität, Freundinnen, Natur, Familie

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

2019 ging es mir mental immer schlechter und ich habe das erste Mal Kontakt zu meiner Hausärztin aufgenommen. Während einer ADHS Diagnostik in der Ambulanzpsychiatrie habe ich dann die Diagnosen Depression und ADHS bekommen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Mir ist es wichtig, dass die Gesellschaft mit Themen der mentalen Gesundheit offener umgeht und dass es Betroffenen leichter fällt, sich zu öffnen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Größtenteils war mein Umfeld überrascht, dass ich krank bin. Ich wünsche mir, dass jeder Mensch mit den eigenen Bedürfnissen akzeptiert wird und es keine Erwartungen gibt, sich rechtfertigen oder in einer bestimmten Stimmung sein zu müssen.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Mir hat vor allem geholfen, darüber zu lesen und mich mit den Symptomen auseinander zu setzen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen hat mir sehr geholfen, mich nicht so alleine zu fühlen und mich nicht so sehr dafür zu verurteilen, wie es mir geht.

 

Von anderen zu hören, dass sie auch schon psychische Erkrankungen überwunden haben, hat mich ermutigt, den Weg der Heilung und Therapie einzuschlagen und nicht länger dagegen anzukämpfen, dass ich krank bin.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

In Krisensituationen brauche ich einerseits viel Zeit und Raum für mich, um meine Gefühle hochkommen zu lassen und weinen zu können. Andererseits tut es mir dann auch sehr gut, mit meinen besten Freundinnen darüber zu reden, was mich gerade beschäftigt. Bewegung und Zeit in der Natur helfen auch sehr.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Du bist sehr stark, auch wenn du dich gerade vielleicht schwach fühlst. Der Weg aus der Krankheit heraus lohnt sich, denn das Leben ohne ist viel schöner als du es dir erträumen kannst.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Für Außenstehende kann es nicht immer verständlich sein, wie es Menschen mit einer Depression geht. Manchmal kann es schwer sein, sich zu erklären. Was Betroffene dann brauchen, ist Akzeptanz und Annahme, so sein zu dürfen, wie sie gerade sind.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich schätze meinen Ehrgeiz, immer weiter zu machen und auch an schweren Tagen aufzustehen. Über mich selbst lachen zu können. Meine Feinfühligkeit, so sensibel mit mir selbst umgehen zu können. Meine Kreativität und mich für neue Lösungswege und Möglichkeiten öffnen zu können.

Johanna hat einen Blog und ist auf Instagram.