Betroffene: Leah
Jahrgang: 2003
Diagnosen: Kombinierte Persönlichkeitsstörung: emotional-instabile (Borderline) und dependente Persönlichkeitsstörung, rezidivierende Depressionen, ADHS
Therapien: Ambulante Therapien (Verhaltenstherapie, DBT), stationäre Therapien (DBT), Ergotherapie, therapeutisches Boxen
Ressourcen: Sport, Zeichnen, Natur, Gitarre spielen

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Von den rezidivierenden Depressionen schon mit 17, mit Borderline wurde ich dann mit 18 diagnostiziert und die dependente Persönlichkeitsstörung mit 19. ADHS wurde mit 20 diagnostiziert.

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil ich unbedingt möchte, dass die Stigmatisierung aufhört und viel mehr Betroffene trauen sich Hilfe zu suchen und für sich einzustehen.

Auch, um psychische Erkrankungen in gewisser Weise zu normalisieren und zu zeigen: Ok, ich bin psychisch krank, aber ich schaffe es trotzdem bspw. zu studieren und das macht mich auch nicht weniger stressresilient. Ganz im Gegenteil, ich habe Eigenschafen, die vielleicht andere Menschen, die nie mit psychischen Erkrankungen zu tun haben, nie haben werden und auch nie wirklich verstehen werden.

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Ich würde mir wünschen, dass das Umfeld nicht so distanziert reagiert oder erschrocken, wenn ich von meinen Erkrankungen erzähle. Ich mag es überhaupt nicht, dann so bemitleidet zu werden.

Ja, es ist krass, trotzdem bin ich immer noch derselbe Mensch, wie bevor ich dir von meinen Diagnosen erzählt habe. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen psychische Erkrankungen, Therapien und auch Psychiatrien einfach mit einem aufgeschlossenerem Blick betrachten.

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzepQeren?

Auch Chancen darin zu sehen. Also beispielsweise beim Borderline rutsche ich of von einem Extrem ins Andere. Ich kann unfassbar niedergeschlagen sein, aber ich kann mich natürlich auch extrem freuen und diese Freude teilen. Vielleicht sogar mehr als Menschen ohne diese Erkrankung. Und ich habe vor allem in meiner Praxisschule, in die ich studiumsbedingt gehe, weil ich Grundschullehramt studiere, merke ich, dass ich eine unglaubliche Empathie und Ruhe ausstrahlen kann und dass ich Kinder mit Schwierigkeiten sehr gut verstehen kann.

Auch, dass ich gemerkt habe, dass ich emotional schon sehr viel reflektierter und reifer bin als viele, viele meiner Kommilitonen*innen.

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Erstmal meine Therapeutin und Stresstoleranzskills, dann die Selbsthilfegruppe, in der ich bin oder aber auch die Klinik.

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Gebt nicht auf. Bitte geht einfach immer weiter. Ja, es ist verdammt schwer und manchmal unerträglich, manchmal auch so sehr, dass man dieses Leben nicht mehr weiterleben will. Aber es wird besser werden!

Es gibt da draußen Leute, denen geht es auch so, wie euch, ihr seid nicht allein damit und ihr seid auch nicht hilflos! Selbst wenn es nur einen Tag zwischen den vielen dunklen gibt, oder eine Stunde, dann ist das schon sehr viel wert. Ihr habt die Kraf weiterzumachen. Wenn auch nur für eine Sekunde in der ihr denkt: Liebes Ich, danke, dass ich jetzt in diesem Moment noch da sein darf und du nicht aufgegeben hast!

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Seid aufmerksam und gebt den Betroffenen Halt. Zeigt ihnen, dass ihr da seid. Lasst ihnen Space, aber zeigt trotzdem, dass ihr da seid. Es bringt zwar an dunklen Tagen nicht wirklich viel zu sagen, dass es besser wird, weil man das als Betroffene*r nicht glauben kann, aber gebt ihnen Kraft und sprecht ihnen Mut zu, dass es bald wieder bergauf geht. Unternehmt etwas zusammen. Und wenn es wirklich, wirklich schlimm ist und ihr euch nicht mehr zu helfen wisst, dann bitte vertraut eurer Intuition und sucht den Betroffenen professionelle Hilfe, selbst, wenn das eine geschützte Klinik ist.

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich habe einen sehr starken Gerechtigkeitssinn und kann andere Menschen gut zum Lachen bringen. Ich kann aber auch gut zuhören und mich in andere Menschen einfühlen und ihnen mein Mitgefühl schenken. Und ich habe schon of gehört, dass, wenn ich lache, es ist, als würde die Sonne aufgehen, weil ich dann so strahle. 🙂

Hier der Link zur Borderline-Selbsthilfegruppe, in der ich bin.

Leah ist auf Instagram: Leornadi_davinco03