Schizoaffektive Störung: Ich bin nicht, was ich bin.

Betroffener: Armin Andreas Pangerl

Jahrgang: 1965

Diagnosen: Schizoaffektive Psychosen (manische und depressive Phasen)

Therapien: Seit 1988 Gesprächstherapie und Selbsttherapie

Ressourcen: Bewegung, Kunst (Schreiben und Malen)

 

 

 Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

1988 wurde ich während einer Bundeswehr Übung mit Atomwaffen urplötzlich psychotisch und depressiv. Ich meldete mich morgens krank und erklärte, dass ich den Dienst so nicht mehr schaffe. Ich wurde ins Bundeswehrkrankenhaus nach Giesen verlegt.

Dort erklärte man mir nur, ich bräuchte eine Spritze. Diese wurde dann zwangsvollstreckt – mit vier Pflegern.
Ich fiel in einen sehr langen Schlaf. Eine Schwester war an meinem Bett. Als ich aufwachte, klärte sie mich ein wenig auf. Aufklärung gab es auch in der Ergotherapie, aber bis ich es so richtig verstanden hatte, was los war – das dauerte Jahre.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Eigentlich ist es nicht das erste Mal, dass ich Gesicht zeige. Ich lebe schon viele Jahre sehr offen mit meinen psychischen Einschränkungen. Heute habe ich 50% GdB (Grad der Behinderung).
Ich habe den ersten Text über mich auf eine Initiative von Dorothea Buck hin geschrieben. Der Text wurde in der Eppendorfer Zeitung veröffentlicht und den nochmal im Buch „Vom Glück, Wege aus Psychischen Krisen“ (Hg. Sibylle Prins).

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Meine Eltern waren schockiert, es gab Spannungen – und Entspannungen, als klar war, dass ich krank bin.

Ich wünsche mir einen offenen Dialog.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Der beginnende Trialog in der Gemeinde Psychiatrie in unserer Gegend.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Meine Frau und das Medium Kunst und inzwischen auch den starken Bezug zu meiner heutigen Therapeutin.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Sei mutig und öffne die Augen. Habe keine Angst vor dir selbst.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Seid echt und ehrlich zueinander, aber verletzt nicht wenn ich verletzt werde.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich habe eine hohe Vulnerabiltät und eine sehr gute Resilienz, habe nie aufgegeben sondern mich immer in die auch manchmal schweren Situationen hineinbegeben, um Lösungen zu finden.

 

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