Bipolare Störung: Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger!

Betroffene: Conny Urkauf

Jahrgang: 1994

Diagnose: Bipolare Störung

Therapien: Psychotherapie und psychiatrische/medikamentöse Behandlung

Ressourcen: Mitglied im Mangacafé Rikoki, Singen, Lesen, Backen und Kochen

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Nach meinem ersten Studiensemester in München ging ich aufgrund absoluter Verwirrung und schlechter psychischer Verfassung in Form einer Psychose 2014 in die Psychiatrie. Dabei wurde ich von einer befreundeten Familie unterstützt, da meine Mutter zu jener Zeit nicht in Österreich war und ich meine Großmutter nicht belasten wollte. Zuerst stand die Diagnose Schizophrenie im Raum, aber 2017 kam die erste wirklich manische Phase. Das machte die Diagnose doch sehr eindeutig und erleichterte mir, mich konkret mit meiner Erkrankung auseinanderzusetzen.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Da ich aus einem Familienunternehmen komme, muss ich nicht fürchten, dass mein Arbeitsgeber mich kündigt.

Ich finde, vor allem in der Unternehmenswelt fehlen Role Models, die Flagge zeigen und sich zu ihrer psychischen Erkrankung bekennen können.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Mich haben fast alle meine Schulkameradinnen und mein ehemaliger Klassenvorstand in der Psychiatrie besucht. Das hat mir viel Rückhalt gegeben und die Zuversicht, dass ich nicht allein bin.

Ich finde, dass die politische Teilhabe psychisch erkrankter Menschen mehr in den Fokus gerückt werden sollte.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Psychoedukation und die sofortige Unterstützung meines Vaters und meiner Schwester haben mir sehr geholfen. Mein Vater hat mich oft besucht und sich wirklich auf einer menschlichen Ebene auf mein Problem eingelassen. Meine Schwester hat in Abwesenheit meiner Mutter vor allem in der psychotischen Phase sehr stark bewiesen, dass Zusammenhalt mehr ist als die Summe der einzelnen Personen.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich weiß, wo ich Hilfe bekomme, wer mich unterstützt und wann es Zeit ist, eine längere „Pause“ einzulegen.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Auch wenn du die Zuversicht, dass morgen die Sonne wieder aufgeht, am Anfang nicht hast – das kommt mit der Erfahrung.

Und auch mit einer Manie umgehen zu lernen geht.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Sich mit der psychischen Erkrankung des Betroffenen auseinanderzusetzen ist ein unerlässliches Mittel gegen Missverständnisse und steigert die eigene Empathie enorm. Wichtig ist es, bei Verdacht auf Ausbruch einer Psychose, Depression oder Manie sofort das Problem anzusprechen und nicht um den heißen Brei zu reden. Vor allem bei den ersten Depressionen und Manien merken die Betroffenen vielleicht selbst erst zu spät, dass was im Argen liegt.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich behaupte von mir selbst authentisch zu sein – ich bin einfach so, wie ich bin. Das war auch ein langer Weg der Selbstfindung und Selbstreflexion, aber ich bin zuversichtlich, dass die Zukunft schön wird.

 

Connys Homepage wird bald online sein!