Psychosen: Ich bin eine starke, gesunde, kraftvolle und kreative Mama für Mia.
Betroffene: Nimi Livi
Jahrgang: 1994
Diagnose: Psychose
Therapien: Psycho-, Ergo-, Sport- und Musiktherapie. Besonders gefiel mir Ergo und Musik. Zuhause machte ich Psychotherapien und Gesprächsrunden weiter. Außerdem besuchte ich viele Gruppentherapien zu bestimmten Themen wie Trauerbewältigung und Selbstbewusstsein. Diese wurden von einem Frauenzentrum veranstaltet. All diese Therapien halfen/helfen mir, wieder einen guten Alltag und Struktur zu bekommen.
Ressourcen: Meine Familie, besonders meine kleine Tochter
Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?
Im Jahre 2009 aufgrund vieler unschöner Dinge wie die Scheidung meiner Eltern, der Tod meiner Oma und Mobbing in der Schule. Ich war im Sommer / Herbst das 1. Mal im Krankenhaus für 9 Wochen stationär und die Ärztin sagte, dass ich schwer krank war und eine schwere Psychose hatte. An dieses Gespräch erinnere ich mich noch heute.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Ich möchte damit zeigen, dass psychische Krankheiten ganz normal sind wie körperliche Krankheiten, wie z.B. Krebs. Dass man über diese Art von Krankheiten offen darüber reden soll und sich nicht verstecken soll. Viele Menschen meinen es ist ein Tabuthema, das finde ich sehr traurig.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?
Eigentlich viele positiv, also nicht abgeneigt. Natürlich waren alle in Sorge. Meine Mama führte zur Aufarbeitung ein Tagebuch über die Anfänge bis zu der Zeit als mir besser ging. Viele halfen mir wie meine Eltern, Schwester und Freund*innen.
Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Ich habe die Krankheit von Anfang akzeptiert. Für mich war seit der Diagnose die Krankheit ein Teil von mir und ich schaue nach vorne. Sie wird immer bleiben, aber durch den Ressourcen, die ich habe und dass ich gut auf mich achte dann kann ich schlimme Perioden abfangen.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Meine Familie und Freund*innen. Ich brauche viel Schlaf und Ruhe. Ich nehme mir meine Ruhephasen in meinem Zimmer. Ich schreibe meine Gedanken in meinem Buch oder auf ein Blatt Papier, das macht den Kopf frei. Zeit draussen in der Natur. Mir helfen schon 10 Minuten im Garten. Erhöhung der Medikamenten Dosis.
Wenn meine Kleine lacht ist all der Kummer weg. Meine Eltern und meine Schwester unterstützen mich wo ich sie brauche zB im Haushalt und einfach gemeinsame Zeit wie Besuche oder Spaziergänge mit den Hunden.
Genauso wichtig sind meine 4 Freundinnen, es genügt schon ein kleines Gespräch am Telefon und mir geht es wieder besser. Wir treffen uns regelmäßig bei mir, in der Stadt, Filmeabend oder zum Frühstück in unserem Lieblingscafé.
Meine Tiere: wir haben eine 4 jährige Corgiedame, die wohnt bei uns, unser Familienhund ist ein Jack Russel Terrier, der ist bei meiner Mama und ist jetzt vor kurzem 12 geworden. Und zuletzt haben wir eine Maincoone bei den Schwiegereltern. Ich liebe es mit ihnen zu trainieren und spazieren zu gehen.
Mir hilft auch das Schreiben von Geschichten, Texten zu Themen, die mich beschäftigen. Das befreit meinen Kopf. Wenn ich etwas loslassen möchte zerreiße ich das beschriebene Blatt Papier oder verbrenne es.
In meiner Jugend- und Kinderbuch Reihe verarbeite ich viele Erlebnisse wie Mobbing.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Schämt euch nicht für eure Krankheit, psychische Krankheiten sind wie körperliche Krankheiten. Holt euch unbedingt Hilfe, vertraut euch euren Eltern oder Freund*innen an. Bringt eure Gedanken, Gefühle auf Papier. Schaut nach vorne. Achtet auf euch. Fühlt in euch hinein und spürt was euch gut tut und glücklich. Das kann sein Zeichnen oder Musik hören. Sagt der Körper stopp, dann gönnt euch eine Ruhephase, damit euer Körper zur Ruhe kommt und sich erholen kann.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Akzeptanz der Krankheit. Einfach für die Betroffenen da sein, auf eigene Grenzen achten. Nicht überfordern, fragen ob man helfen darf beim Haushalt zb.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Ich habe ein sonniges Wesen. Ich gehe mit meiner Krankheit und meinem Sprachhandicap offen um und verstecke mich nicht. Ich sehe in jedem Menschen das Gute. Ich denke mir, jeder Mensch wird mit einer guten und schlechten Seite geboren. Es kommt drauf an was er erlebt, das beeinflusst sein Verhalten.
Ich spüre viel, weil ich hochsensibel bin.
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