Gemischte schizoaffektive Störung: Mein Lebensgefühl gehört mir.
Betroffene: Katharina Riegger
Jahrgang: 1975
Diagnose: gemischte schizoaffektive Störung
Therapie: Medikamente
Ressourcen: meine Kinder, Musik, Lesen, Handarbeiten
Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?
Ich bin jetzt im zehnten Jahr meiner Krankheitskarriere. Ich wurde mit starken psychotischen Symptomen mit Polizeibegleitung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Das war 2008 an meinem 33. Geburtstag. Damals lautete meine Diagnose „akute Psychose mit schizoidem Anteil“.
Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?
Ich schreibe seit ca. zweieinhalb Jahren meinen Blog, um etwas gegen die Stigmatisierung psychischer Krankheiten zu machen und kann hier einen weiteren Beitrag leisten.
Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?
Meine Familie war geschockt, meine Bekannten haben nicht so viel mitbekommen und meine wenigen Freunde haben sehr zurückhaltend reagiert. Kaum einer konnte mit meinen ausgeprägten Negativsymptomen umgehen und die Freundschaften lösten sich auf.
Mein jetziges Umfeld weiß nur zum Teil Bescheid und fragt immer mal wieder nach, wie es mir so gehen würde. Auf meine Leistungseinschränkungen nimmt kaum jemand Rücksicht, bzw. kann kaum jemand meine Defizite nachvollziehen.
Welche Dinge haben Dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?
Das Wissen über die Krankheit durch Literatur, Aufklärungsgespräche und Foren. Und der Umstand, dass ich trotz Erkrankung einen Partner gefunden habe und eine Familie gründen konnte.
Mir half es auch, zu erkennen, dass ich immer wieder kleine Fortschritte mache und, dass ich nicht auf meinem Status quo stehen bleibe.
Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?
Meine Familie, die die Betreuung meiner Kinder übernimmt wenn es hart auf hart kommt. „Ich-Zeit“, in der ich zur Ruhe kommen kann. Handarbeit erdet mich. Mein Arzt, zu dem ich jederzeit ohne Termin kommen kann.
Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?
Findet einen Arzt, mit dem ihr zusammenarbeiten könnt, lernt eure Frühwarnzeichen kennen und lernt einen neuerlichen Schub nicht als persönliches Versagen zu sehen. Auch wenn, wie in meinem Fall, die Krankheit chronisch verläuft, ist es möglich neu anzufangen und Partnerschaft und eine eigenen Familie zu erleben.
Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?
Informiert euch über die Krankheit, geht auf den Betroffenen zu und meidet nicht das Thema psychische Erkrankung im Umgang mit dem Betroffenen. Sucht euch Unterstützung bei Selbsthilfegruppen oder dem sozialpsychiatrischen Dienst.
Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?
Ich gebe jeden Tag so viel ich kann und was möglich ist und bin somit zufrieden mit meinem Leben, das ich führe. Ich arbeite an mir und trage meinen Beitrag zu meiner Gesundung bei. Ich liebe meine kleine eigene Familie und zeige das jeden Tag.
Lest mehr von Katharina auf ihrem Blog.