Borderline: Früher war es jeden Tag ein Kampf, zu überleben – heute lebe ich!

Betroffene: Akimona
Jahrgang: 1983
Diagnose: Borderline, Depression, Zwangsstörung, Essprobleme
Therapie: DBT, Verhaltenstherapie, Gesprächstherapie, Hypnotherapie
Ressourcen: Lesen, Sport, Kreatives (Schreiben, Malen, Basteln), Familie und Freunde

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Ich merkte schon als ich ein kleines Kind war, dass ich anders war wie die anderen Kinder. Ich war immer eine Außenseiterin gewesen und in der Hauptschule wurde ich extrem gemoppt und geschlagen, bis ich nicht mehr konnte. Mit 15 kam ich das erste Mal in die Psychiatrie und 1999 bekam ich die Diagnose Borderline.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil ich anderen unbedingt vermitteln möchte, dass es einen Ausweg aus schlimmen Krisenzeiten gibt! Ich bin das beste Beispiel. Ich war extrem gefährdet und mir ging es wirklich schlecht, trotzdem lebe ich seit einigen Jahren ein stabiles Leben!

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Als ich meine Diagnose in den 90igern bekam, waren psychische Krankheiten noch sehr verpönt und ich hatte es damals so gut es ging verheimlicht. Klar, meine Familie wusste es und auch meine engsten Freunde, doch die meisten dachten, ich gehe ins Internat als ich damals in die Psychiatrie musste. Ich traute mich nicht, die Wahrheit so offen zu sagen und meine Familie musste auch erstmal fertig werden damit. Heute gehen wir alle offen damit um!

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Dass ich endlich eine Erklärung dafür hatte, warum ich mich in manchen Situationen so ganz anders verhalte als viele andere und es dafür einen Grund gab, das hat mir geholfen die Krankheit zu akzeptieren. Und vor allem aber auch, dass ich immer mehr Leute kennen lernte, denen es genau so oder ähnlich ging wie mir. Das hat mir gezeigt, ich bin mit dem allen nicht alleine. Deshalb hab ich nun auch begonnen einen Blog zu gestalten, damit ich anderen Zeigen kann, es gibt Hoffnung auf Besserung. Die Arbeit am Blog, hilft mir, Vergangenes aufzuarbeiten. Aber mein großer Wunsch ist, dass er anderen ebenfalls hilft!

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Mir hat es geholfen, Skills anzuwenden, die ich in der DBT gelernt hatte; frühzeitig mit meiner Ärztin darüber zu sprechen, wenn ich merke, es verändert sich was bei mir; und ich versuche auch immer der Situation gegen zu steuern.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Hört nie auf zu kämpfen, egal wie schwer es gerade ist.

Ich war auch ziemlich weit unten und dachte, es bringt alles nix mehr und heute lebe ich ein stabiles Leben und ich denke, das kann jeder schaffen!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Meine Familie war immer für mich da, egal wie eklig ich zu ihnen war und ich war oft sehr ablehnend. Ich wusste aber, wenn etwas ist, konnte ich auf sie zählen und das war das Wichtigste. Das gab mir die ganze Zeit einen Halt und stärkte mir den Rücken. Deshalb mein Appell an die Angehörigen: lasst eure Betroffenen nicht allein und seit da für sie, egal was gerade ist! Und was auch noch sehr hilfreich sein kann, in vielen Orten gibt es Angehörigengruppen für Angehörige von psychisch Kranken, dort kann man sich in schwierigen Phasen Unterstützung holen!

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich freue mich immer sehr darüber, wenn ich Leute treffe, die mir sagen, wie sehr sie sich freuen, dass es mir mittlerweile so gut geht und ich damit ein wahnsinniges Stück geschafft habe. Sie kannten mich nur von früher und da sah mein Leben ja ganz anders aus! Das bestärkt mich immer und ich kann mir so vor Augen halten, dass die Leute ja Recht haben, im Alltag ist mir das kaum noch so bewusst. Außerdem hab ich durch die Krankheit vieles Kreatives für mich entdeckt und immer mehr für mich herausgefunden, was mir gefällt. Wenn ich etwas mache, dass mir Freude macht, dann blühe ich richtig auf!!

 
Auf der Seite Seelentexte findet Ihr den Blog von Akimona.