Suchterkrankungen, Depressionen, Borderline: Niemals allein!

Betroffener: Sören Mindhoff

Jahrgang: 1990

Diagnosen: Suchterkrankungen (Alkoholismus, polytoxer Substanzgebrauch), rezidivierende Depressionen, Borderline

Therapien: 3 professionelle Entgiftungen, Zwangseinweisung in die geschlossene Psychiatrie, durch meine heutige Ehefrau, stationäre Psychotherapie, teilstationäre Psychotherapie, psychosomatische Rehabilitation; aktuell: Leistung an Teilhabe am Berufsleben (therapeutisch begleitete berufliche Umschulung)

Ressourcen: Selbsthilfegruppe(n), Kraftsport, die Natur, fernab der Großstadt (Wasser, Wald & Berge ♡)

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Meine Suchterkrankungen entstanden ab meinem 13. Lebensjahr, das Bewusstsein entstand mit meinem 19. Lebensjahr in der ersten professionellen Entgiftung. Die psychischen Erkrankungen und Diagnosen wurden ab meinem 28. Lebensjahr, nach etlichen Rückfällen, in Folgebehandlungen gestellt.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil niemand alleine kämpfen muss – weil wir viele sind und weil diese Diagnosen/Erkrankungen keine Entschuldigung sein dürfen sich selbst aufzugeben. Lasst uns gemeinsam kämpfen – denn auch wir dürfen glücklich und zufrieden leben!

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Mein Umfeld hat sich komplett ausgetauscht, nur wenige alte Freundschaften bestehen noch heute. Dafür sind unglaublich viele neue Kontakte und Beziehungen entstanden!! Dafür bin ich heute dankbar, auch wenn es phasenweise sehr weh tat.

Mein Wunsch: Wertet nicht, scheut euch nicht – fragt wie ich denke, fühle und Zweifel. Erfindet keine Meinungen über meinen Lebensweg ohne euch wirklich für meine Ergebnisse zu interessieren. Das was ich erlebt habe tat mir weh, ich konnte es nicht verarbeiten und kämpfe heute Tag für Tag damit zu leben!

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Die Motivation durch meine heutige Ehefrau.

Ich durfte lernen nicht stark sein zu müssen. Zu leben, zu lieben, zu weinen und dennoch wurde ich akzeptiert und wahrgenommen. Mit all meinen Fehlern, mit all meinen Ängsten und Gefühlen, die für mich so schwer zu verstehen sind.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich hab echt ne große Auswahl an Skills (Spielzeuge, aber auch mentale Ansätze). Mittlerweile schaffe ich es in Krisen diverse Skills abspielen zu lassen und das Wirksamste zu nutzen.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Du bist nicht allein! Nimm helfende Hände an, um mit dir wieder glücklich zu werden! Es heilt nicht, aber es lohnt sich!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Fragt, redet, motiviert – versteckt euch nicht!!! Am Ende kommt es auf jede*n einzelne*n an, der unterstützt und niemanden fallen lässt. Schützt euch und passt auf euch auf wenn es wackelt!!

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Durch meine Reise, meine Erkrankungen und Therapien entwickle ich mich zu einem ganz neuen Wesen …

… ich bin ehrlich, aufrichtig, sozial, hilfsbereit, dankbar … …  ich bin fast 34 und lerne glücklich zu sein!!!

 

Sören hat eine Homepage und ist auf Instagram:

@SOBERBODYBUILDER
@JUNGERKREUZBUNDDÜSSELDORF