Depressionen: Das Leben ist ein ständiger Tanz zwischen Licht und Schatten. Genieße ihn!

Betroffener: Markus

Jahrgang: 1975

Diagnosen: Erschöpfungsdepression, Hyperakusis

Therapien: stationäre Reha, ambulante Reha, Logotherapie nach Viktor Frankl, Achtsamkeitstraining

Ressourcen: Naturspiritualität, Achtsamkeit

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

2012 erlebte ich mein erstes Burnout. Damals dachte ich, nach einer kurzen  beruflichen Pause und Neuorientierung, dass dieses Thema für mich erledigt sei. Es  ging auch tatsächlich viele Jahre gut. 2020 stellte mich dann mein Job in der Pflege, und die Coronapandemie vor ganz besondere Herausforderungen. Bereits 2021 wusste ich tief in mir, dass ich gerade dabei bin, wieder mit 180 gegen die Wand zu fahren. Aber ich habe es mir nicht eingestanden. Im September 2022 kam dann der totale Zusammenbruch. Nichts ging mehr. Rien ne va plus.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil ich das gesellschaftliche Tabu, über psychische Erkrankungen zu sprechen, brechen will, um Betroffenen Mut zu machen. Ich selbst hätte jemanden gebraucht, der mich mit radikaler Ehrlichkeit wachrüttelt. Jemanden, der alle gesellschaftlichen Masken ablegt. Jemanden, der nicht nur Licht sondern auch Schatten ist. Und genau dieser Jemand bin ich jetzt.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Bei meinem ersten Burnout 2012 war mein Umfeld und insbesondere meine damalige Partnerin, wenig verständnisvoll. Deshalb habe ich auch nach kurzer Zeit wieder gesagt „geht schon wieder“ (obwohl die Ursache nicht gelöst war, sondern nur wieder zurück im Schatten. 2022 war es anders. Meine heutige Partnerin war im Gegensatz zu meiner damaligen Partnerin ein Fels in der Brandung. Sie hat mir keine Fragen gestellt, sondern mich in meiner Schwäche und psychischen Nacktheit akzeptiert wie ich bin. Bedingungslos.

Mein berufliches Umfeld war wenig empathisch. Als ich selbst in die einvernehmliche Lösung meines Dienstverhältnisses eingewilligt habe, hat meine Chefin nur geschrieben „Danke für deinen professionellen Umgang mit dieser Sache“ Ein Teil in mir hat sich über diese Aussage geärgert. Ein anderer Teil war einfach erleichtet, mit diesen Menschen nichts ehr zu tun haben zu müssen.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Die Gespräche mit anderen Betroffenen, insbesondere bei der stationären Reha.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Meinen Rückzugsort und die Stille.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Lege deine Masken ab, und sprich darüber!

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Oft geht es nicht darum etwas Bestimmtes zu tun, sondern einfach nur darum da zu sein.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Meine Hochsensibilität. Diese ist nicht nur Fluch, sondern auch ein Segen.

 

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