Generalisierte Angststörung und Depressionen: Sei einfach du selbst, alle anderen gibt es schon. 

Betroffene: Diana Straub

Diagnosen: Generalisierte Angststörung, rez. Depression, psychosomatische Störungen, 2D6 Poor-Metabolizer und damit Unverträglichkeit fast aller Antidepressiva und sonstiger Psychopharmaka

Therapien:Psychotherapie, Medikation, RtMS

Ressourcen: Freunde, Austausch mit Menschen und Gleichgesinnten, mein Hund, Spaziergänge im Wald, Lesen, Singen, Klavier, Sport, Hundetraining (Dummy und Jagd), Schreiben (Journaling und per Hand geschriebene Briefe), Familie und natürlich mein Podcast Kir Royal

 

Wie und wann hast du von deiner Erkrankung erfahren?

Vor vielen Jahren begann es durch sich ändernde Lebensverhältnisse mit einer Anpassungsstörung, dann seit dem Tod des Vaters und Schwiegervaters 2014 (am selben Tag), Pflege der Mutter, Pflege des Vaters bis zum Tode, Überforderung, wachsende Ansprüche und Erwartungen im Job (Unternehmensberatung), Ehefrau, Mutter, Jagdhunde und viele nicht erkannte und nicht aufgelöste Kindheitsmuster und systemische Pathologien…irgendwann bekam ich chronische Schmerzen, chronischen Schwindel über Jahre hinweg bis zum totalen Zusammenbruch im Jahre 2021.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil ich gemerkt habe, dass es keinen Sinn macht und es auf Dauer viel zu anstrengend ist, immer eine Fassade aufrechtzuerhalten. Es hat sehr viele Jahre lang funktioniert, aber irgendwann ist die Maske einfach zerbrochen. Als ich akut zwangseingewiesen werden musste und vier Monate in einer Klinik war gab es eh nichts mehr zu vertuschen. Und seitdem ist es mir auch egal. Seitdem gehe ich offensiv damit um, denn ich habe nicht mehr die Kraft und den Willen diese Rolle weiterhin zu spielen. Es ist eine Erkrankung, wie jede andere auch. Ich kann nichts dafür. Ich habe sie mir nicht ausgesucht. Und mittlerweile betrachte ich mich nicht mehr als schwach, sondern als sehr stark, mit einer solchen Erkrankung Tag für Tag zu leben und das Beste daraus zu machen, sie zu akzeptieren, zu integrieren und damit klar zu kommen so gut es eben geht.

Außerdem ist es mir inzwischen egal, was andere diesbezüglich über mich denken. Ich schäme mich nicht mehr für die Krankheit, ich bin jeden Tag stolz darauf, sie zu tragen und mit ihr umgehen zu können. Ich will kein Avatar mehr sein, den ich oder andere von mir erschaffen haben … eine Rolle, die ich erfüllen soll, die mir aber in keiner Weise entspricht. Ich will Ich sein! Endlich! Mit allem, was mich ausmacht.

Zudem ärgert es mich maßlos, dass die Gesellschaft trotz aller Fachliteratur und Aufklärung immer noch nicht kapiert, dass es sich um eine Erkrankung handelt, nicht um eine bequeme Komfortzone oder Faulheit. Ich frage mich: was verstehen die Menschen daran nicht??? 

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld (und der Gesellschaft) in Bezug auf deine Erkrankung wünschen?

Ohnmächtig, hilflos, teils genervt, ungläubig, ungeduldig und verständnislos. Es wurde viel weggeschaut, es wurde das Sich-deprimiert-Fühlen oder schlecht drauf sein mit einer manifesten klinischen und schwersten Depression verwechselt. Niemand konnte verstehen, was es bedeutet über Jahre unter permanenter Angst und Angstzuständen, Schwindel und Antriebslosigkeit und ständiger Traurigkeit und innerer Leere zu leiden. Und ich bin kein fauler Mensch. Ich habe mein Abi gemacht, eine Ausbildung gemacht, ich habe studiert, eine Tochter geboren und groß gezogen, zwanzig Jahre in einer Unternehmensberatung gearbeitet. Die Menschen kapieren es einfach nicht.

 

Welche Dinge haben dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Die Einsicht, dass die Krankheit einfach zu mir gehört. Gespräche und das Getragensein und das WIR-GEFÜHL von und durch Mitpatient*innen in der Klinik und seit der Zeit danach. Es sind dort viele tolle Freundschaften entstanden, die bis heute bestehen.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Entspannen, Spaziergänge mit meiner Hündin, Singen, Tanzen, Schreiben, mich mit Menschen austauschen, denen es ähnlich geht, die mich verstehen können, die mir in Augen sehen und genau wissen, was ich fühle und wie es mir geht. Und auch mal Heulen und frustriert sein. Aber dann immer wieder aufzustehen und weiterzumachen.

Und: mein Podcast, den ich mit Liebe und Passion mache, in den ich sehr viel Herzblut und Gefühl reinstecke, weil ich die Herzen anderer Menschen erreichen möchte, in dem ich meine Geschichte mit ihren Geschichten teile, oder einfach über Themen berichte, die uns alle betreffen. Geschichten aus dem Leben halt. 

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Durchhalten und niemals aufgeben, auch wenn es manchmal unmöglich erscheint. Und: Wir sind nicht anders, wir sind nicht schlechter! Eigentlich sind wir sogar die Stärkeren! Ich war an einem Punkt in meinem Leben, an dem ich davon überzeugt war, diese Erkrankung nicht zu überleben. Aber ich habe es!!!!

 

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Dazu hört am besten in meinen Podcast rein, Episode „Die Klapse hat heut’ Wandertag“… darin ist alles gesagt:-)) Sehr informativ, lustig, dennoch ernst…hier sind alle Dos and Don’ts enthalten.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Liebevoll, herzlich, empathisch, fürsorglich, großzügig, sanft, gefühlvoll, verletzlich, romantisch, nostalgisch, melancholisch, witzig, humorvoll, zielstrebig, freiheitsliebend, ehrgeizig, mitreißend, begeisternd, geheimnisvoll, vorsichtig, zurückhaltend, bescheiden, ehrlich, loyal, akkurat, rigide, verlässlich, anspruchsvoll, perfektionistisch.

Ich behandle Menschen voller Respekt und Wertschätzung und habe ein riesengroßes Herz. UND: ich kann mega gut über mich selber lachen!!!

Ich mag es, mich in andere hineinzuversetzen, sie und ihr Handeln zu verstehen, sie zu erreichen. Das mache ich gerne über Gespräche, Zuhören und gerne über meine Stimme – daher der Podcast.

 

Diana macht den (sehr empfehlenswerten) Kir-Royal Podcast.