Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung: Mach das, was DICH glücklich macht!

Betroffene: Jenny
Jahrgang: 1989
Diagnosen: Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung, Depression
Therapien: Tagesklinik, ambulante Psychotherapie
Ressourcen: Freunde, Musik, Natur, Sport

Wie und wann hast du von deiner Störung erfahren?

Ich hatte schon immer Probleme mit meinem Selbstwertgefühl, wollte alles richtig und 100%-ig machen, für alle da sein. Auf der anderen Seite fällt es mir schwer, Vertrauen aufzubauen – und ich bin verletzlich. In meiner letzten Beziehung war der Zustand unerträglich. Dazu kamen familiäre Probleme und Belastungen in der Arbeit. Nach einem Zusammenbruch wurde die Diagnose dann im Krankenhaus und in der Tagesklinik gestellt.

 

Warum hast du dich entschieden, nun Gesicht zu zeigen?

Weil ich gelernt habe, meine Krankheit zu akzeptieren und damit umzugehen und: weil ich anderen Mut machen will, sich helfen zu lassen.

 

Wie hat dein Umfeld reagiert, als es von deiner Krankheit erfahren hat, und welchen Umgang würdest du dir von deinem Umfeld in Bezug auf deine Störung wünschen?

Unterschiedlich: Meine Eltern waren verständnislos, ängstlich und überfordert. Meine Freunde standen total hinter mir und meiner Therapie. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Es ist super wichtig, dass das Umfeld die Therapie unterstützt.

 

Welche Dinge haben Dir am meisten geholfen, die Krankheit zu akzeptieren?

Dass mich die Ärzte einfach wie einen normalen Menschen behandelt und Verständnis für meine Situation, meine Gefühle und mein Verhalten gezeigt haben. Das Wichtigste ist, dass Menschen da sind, die dich unterstützen und Verständnis für deine Krankheit haben.

 

Welche Ressourcen nutzt du in Krisensituationen?

Ich nutze Entspannungstherapien, wie z.B. die Achtsamkeitstherapie. Mir hilft es, mich nur auf mich zu konzentrieren und auf den Moment. In einer Krise denke ich zurück an die Zeit in der Ergotherapie oder auch an die Gespräche mit den Psychologen und Mitpatienten. Ich habe gelernt, wie ich mit schwierigen Situationen umgehe und, wie ich Dinge nicht unnötig überbewerte. Auch mal Hilfe anzunehmen und nicht alles alleine schaffen zu müssen, ist wichtig.

 

Was möchtest du anderen Betroffenen mit auf den Weg geben?

Es ist sehr wichtig, Hilfe anzunehmen. Der erste und schwierigste Schritt ist die Krankheit zu akzeptieren und zu lernen, damit umzugehen. Ich bin wahnsinnig froh, diesen Schritt gemacht und geschafft zu haben. Niemand muss alleine mit seiner Krankheit fertig werden.

 

Was möchtest du anderen Angehörigen mit auf den Weg geben? Wie können sie dir (einerseits) und sich selbst (andererseits) am besten helfen?

Für Angehörige ist es ganz wichtig, den Zustand des Betroffenen zu akzeptieren und eine Unterstützung zu sein, außerdem auf die Ärzte zu hören, und nicht „reinzuquatschen“. Und sich als Angehöriger auch Auszeiten zu nehmen, um mit der Situation klarzukommen. Sich auch mal rausnehmen, wenn es nicht anders geht. Nichts ist schlimmer als zusätzliche Verunsicherung.

 

Was macht deinen Charakter aus und welche Eigenschaft schätzt du an dir am meisten?

Ich bin ein vorsichtiger und mitfühlender Mensch. Oft komme ich damit an meine Grenzen. Ich bin trotzdem stolz darauf, dass mir die Gefühle anderer nicht egal sind, so wie es bei vielen anderen leider der Fall ist.